Der gute Thilo Sarrazin ist schon immer gerne angeeckt mit seinen Ansichten. Nun ist er ja auf die glorreiche Idee gekommen, seine Meinung zwischen zwei Buchdeckeln pressen zu lassen. Ansonsten läßt er sich ja nicht pressen, oder erpressen oder sonst was. Er hat einen coolen Job als Manager bei der Bundesbank und soll aufpassen, dass mit unserem Geld alles in Ordnung bleibt. Eine starke Mark Ein starker Euro soll die deutschen Landschaften blühen lassen und eine intelligente Geldpolitik soll der deutschen Wirtschaft Wachstum bescheren. Denn Wachstum bedeutet Gewinne. Und Unternehmen, die Gewinne machen, stellen Menschen ein. Thilo Sarrazin ist einer von den Guten.




Nun hat er ein Buch geschrieben. Er stellt Thesen auf, die wohl noch nicht mit Zahlen belegbar sind. Doch – so ist er im Radio zitiert worden – dann müsse man gut schätzen. Er sagt, dass die Einwohner Deutschlands, die einen Migrationshintergrund haben, der deutschen Volkswirtschaft mehr kosten als sie Vorteile bringen würden. Sie würden Sozialleistungen erhalten und nichts für das Bruttoinlandsprodukt tun.

Auch einem Thilo Sarrazin dürfte bekannt sein, das es in Deutschland seit 1945 schwierig ist, bestimmte Sachverhalte – seien sie nun wahr oder „geschätzt“ – zu formulieren, ohne dass gewisse Kreise von Bedenkenträgern Amok laufen und ein rechtes Gedankengut wittern. Ein Bericht auf News.de über seine Äußerungen und sein Buch initiierte eine große Diskussion. Darf man solche Gedanken haben, darf man diese äußern? Wie darf man sie äußern?

Das Buch wird heute vorgestellt. Es hat den lustigen Verkaufspreis von 22,99 Euro. Ist also fast ein Sonderangebot. Auf Amazon ist es der absolute Bestseller geworden.

Doch wie viele Menschen konnten das Buch vorab lesen? Ich weiß nicht, wie spentabel der verlag mit seinen Besprechungsexemplaren im Vorfeld gewesen ist, aber viele Menschen diskutieren wohl über eine Veröffentlichung, die sie nicht kennen.

Das Buch ist meines Wissens auch nicht indiziert worden und frei verfügbar. Der Verfassungsschutz und die Hüter der deutschen Sprache habe sich noch nicht zu Wort gemeldet. Letztere werden sich wahrscheinlich auch nicht melden. Denn es ist ja keine Literatur, die Sarrazin geschrieben hat, sondern ein „Sachbuch“. Und: Das Buch wird erfolgreich sein. Das ist immer ein Grund, ein Buch zu ignorieren. Auch wenn die großen Tageszeitungen und Online-Organe das Thema entdeckt haben. (faz.net)

Nun ist auch noch „Die Partei“ (SPD) aufgerufen, ihn aus selbiger herauszuwerfen. Das sprechen Parteigenossen öffentlich davon, dass er einen „Knall“ habe. Der Druck an die Chefs „Der Partei“ ist so stark gewachsen, dass sie scheinbar nachgeben. „Die Partei hat nun offenbar endgültig genug von Sarrazins Thesen und arbeitet auf einen Ausschluss des 65-Jährigen aus der Partei hin. SPD-Präsidium und Parteivorstand beschlossen am Vormittag, ein Parteiordnungsverfahren gegen ihn einzuleiten.“ (news.de). Es bleibt abzuwarten, was geschehen wird. faz.net meint, dass „Die Partei“ Sarrazin einen Gefallen damit tut. Denn wenn er selbst gehen würde, so würde das seinen Marktwert senken. Ein Rausschmiß aus Amt und Partei würde diesen steigern.

Doch jemand aus einer Partei loszuwerden, ist gar nicht so einfach. „Für den Ausschluss von Parteimitgliedern errichtet das Parteiengesetz hohe Hürden. Das Ausschlussverfahren ist die schärfste Sanktion gegen Mitglieder und in Deutschland ein seltener Vorgang. Die entsprechenden Regelungen sind in den Organisationsstatuten der Parteien verankert.“ (stern.de)

Auf gut Deutsch: Es wird eine Weile dauern. Und es wird Schlagzeilen machen. Und es wird in den Medien berichtet werden.

Jemanden aus einen Job zu bekommen, ist da wahrscheinlich einfacher. Doch wenn er sich job-mäßig nichts hat zu Schulden kommen lassen, so kann das auch kompliziert werden.

Wir sehen also: Dieses Buch hat eine Marketing-Kampagne bekommen wie es noch nicht viele bekommen haben.

Die Frage ist, ob das Buch diese Aufregung verdient. Aber seit heute kann man das Buch Deutschland schafft sich ab: Wie wir unser Land aufs Spiel setzenauch kaufen und dann auch lesen.

Aber was lehrt uns die Geschichte? Ein Bestseller wird viel gekauft und viel verschenkt, aber seltenst gelesen.

Und so wird weiter über ein Buch diskutiert und gestritten, das die meisten nur in Auszügen oder von Zitaten oder gar nicht kennen werden…

Von Ralf

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.