Heyne Verlag (13. August 2018). 128 Seiten. ISBN 978-3453319257

Weltenzerstörer ist eine Novelle. Novellen sind in der heutigen Zeit selten zu finden und in der Science-Fiction noch rarer. Von den 128 Seiten des Bandes beansprucht die eigentliche Geschichte gerade mal 62 Seiten. Hinzu kommen ein paar begriffliche Anmerkungen, ein Aufsatz über die chinesische SF, Erläuterungen der Schreibweise und Aussprache und eine Leseprobe aus Band 3 der Trisolaris-Trilogie des Autors.

Cixin Liu wurde in Deutschland bekannt durch seinen Roman »Die drei Sonnen«, dem ersten Teil der Trilogie. Dafür hat er den Hugo und den Galaxy-Award bekommen und wurde in Deutschland »Spiegel-Bestseller«. Die Novelle liest sich aber ganz anders als sein großer Roman. Dies ist nicht nur durch die kürzere Form bedingt, sondern auch durch eine andere Sprache.

Der titelgebende Weltenzerstörer ist wirklich genau das, was das Wort sagt und das gigantische Raumschiff nimmt Kurs auf die Erde, um diese komplett als Rohstoff für den weiteren Flug auszubeuten. Was der Menschheit bevorsteht, erfährt sie durch den Kristall von Eridanus, einer Botschafterin eben eines solchen Planeten, der bereits auf dem Weg des Weltenzerstörers lag. Diese künstliche Intelligenz in Gestalt eines kleinen Mädchens warnt, dass in einhundert Jahren der Erde das gleiche Schicksal wie ihrem Heimatplaneten bevorstehen wird. Kurze Zeit später taucht ein Raumschiff mit einer zehn Meter großen Echse im Sonnensystem auf, die sich als Kundschafter und Vorbote des Weltenzerstörers vorstellt. Die Anführer der Menschheit treffen sich mehrfach mit der Echse, doch durch nichts kann die Ankunft des Zerstörers verhindert werden. Die Echse erzählt den Menschen eine Geschichte über ein Volk von Ameisen, die Jahrtausende überlebt haben und binnen zehn Minuten von Bulldozern vernichtet worden sind. Doch die Menschheit will nicht aufgeben und so soll der Mond ein Zufluchtsort werden, damit die menschliche Zivilisation nach der Ausbeutung der Erde von dort aus wieder auferstehen kann. Die Echse stimmt dem Projekt zu und hindert die Menschen nicht an der Durchführung. Schließlich ist der Zeitpunkt der Ankunft erreicht. Wie es weitergeht und endet, wird nicht verraten.

Der erste Teil der Novelle liest sich wie eine Geschichte aus dem Goldenen Zeitalter der SF. Eine kosmische Katastrophe naht und die Menschheit beginnt, sich dagegen zu wappnen, obwohl der Gegner übermächtig erscheint. Das Ende des Textes erinnert eher an klassische Ost-SF mit tapferen systemtreuen Soldaten, die bereit sind, sich für das Vaterland zu opfern, ohne dies zu hinterfragen. Die Pointe überrascht den Leser und auch wieder nicht, denn vorher gab es im Text Hinweise darauf. Es ist eher ein Aha-Erlebnis, wenn der Leser dies erkennt.

Die Novelle ist trotz ihrer Kürze sehr komplex mit vielen guten Ideen und Wendungen und weiß damit mehr zu gefallen als so mancher lange Roman. Die Novelle zieht den Leser vom ersten Satz an in den Bann und lässt ihn erst am Ende wieder los. Weltenzerstörer ist richtig gute SF und vielleicht der geeignete Einstieg in die Welt des Cixin Liu als eiben Vertreter der chinesischen Science-Fiction.

Von Ralf

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