Gerade in der SF-(Literatur-)Szene gibt es Sammler und Leser und diese treten in allen möglichen Ausprägungen in Erscheinung.
Warum ich hier darüber schreibe?
Ganz einfach! In letzter Zeit habe ich bei meinen eBay-Aktivitäten einige ganz verschiedene Erfahrungen mit dieser Spezies (zu der ich mich ja auch zählen lassen muss) gemacht.
Ich lese viel und bin – laut meiner Frau – ziemlich pingelig mit meinen Büchern und Romanheften. Habe ich sie gelesen, so sieht man es den Bänden nicht an. Dies unterscheidet ja schon von vielen anderen Lesern, deren Bücher nach dem Lesen aussehen, als wenn sie unter dem Küchentisch ein wackeliges Bein ausgeglichen oder mindestens zwei Jahre als Türstopper gedient haben.
Wenn ich also diese Hefte und Bücher bei eBay anbiete – was selten, aber immer öfter vorkommt- können die Käufer sicher sein, eine gute Ware zu erhalten. Ja ich verkaufe auch, was mich dann ja auch von vielen aus der Szene unterscheidet, die sich von ihren Büchern nicht trennen (können).
Nun habe ich einige alte Romanhefte (40 Jahre als) angeboten und die prompt zurückbekommen, da sie ja nicht mehr verlagsfrisch gewesen sind, was mich zum Beispiel nicht gestört hat. Solche Hefte haben eine Geschichte und das darf man ihnen auch ansehen.
Andersherum habe ich ein Buch ersteigert, dessen Zustand als „Wie neu“ beschrieben worden war. Als das Buch kam, war ich doch schon unangenehm überrascht. Das Buch hatte für mich fast nur einen Altpapierwert. Der Rücken hatte mehrere Knicke und das Buch war insgesamt in einem erbarmungswürdigen Zustand. Die Verkäuferin blieb bei ihrer Meinung, dass das Buch wie neu sei, denn alle Seiten wären noch da und auch nicht lose. Um die Diskussion zu einem Ende zu führen, habe ich ihr eine Liste der Zustands-Beschreibungen eines Comic-Antiquariats gemailt.
Dann gibt es die Sammler, die ihre Sammelobjekte nicht lesen, sondern verlagsfrisch einlagern. Eine besondere Untergattung sind dann die Komplettsammler, die – wie der Name schon sagt – eine Reihe, eine Serie komplett haben möchten. Nachauflagen und Variant-Cover werden natürlich ebenfalls erworben. Kann diese Spezies sich von den Sachen trennen? Ich denke, nein! Alles wird behalten mit dem Ergebnis, dass man sich irgendwann einmal Gedanken über die Statik von Fußboden und Wänden machen muss.
Das quasi Gegenteil davon ist der – ich nenne ihn mal so – „Ein-Meter-Leser“. Diese Leser lesen und behalten nur die Bücher, die beeindruckt haben, alles andere wird verkauft oder verschenkt. Vorsicht! Hier geht es nur um Inhalte. Ob ein Buch gebunden ist oder ein Taschenbuch, einen Schutzumschlag hat oder einen Leineneinband, ist völlig irrelevant. Sie werden gelesen, wo und wie es nur geht. So sehen die Bücher dann meist auch aus.
Welchen Büchern es besser geht, weiß ich nicht. Ein Buch, das erworben wird, um es zu lesen, das verschenkt wird, damit es gelesen wird, ist wohl das, was sich die (meisten) Autoren wünschen. Dafür sind dann die Taschenbücher „erfunden“ worden. Rororo (Rowohlts Rotations Romane) brachten die Literatur preiswert auf den Massenmarkt. Hier wurde nicht auf Schönheit oder Haltbarkeit produziert, sondern das geschriebene Wort sollte unters Volk gebracht werden.
Ich gestehe, dass ich gebundene Bücher den Taschenbüchern vorziehe. Hängt zum Einen ganz pragmatisch davon ab, dass diese Bücher meist größer gesetzt sind (ich bin kurzsichtig). Aber ich liebe – wie hat es vor Urzeiten mein Kunstlehrer genannt – das Haptische. Ein Leineneinband, ein Schutzumschlag, Lesebändchen: Hach, was kann es Schöneres geben! Es ist dann aber eine Schande, diese Bücher schlecht zu behandeln!
Die Problematik ist nun, dass die „normalen“ Nur-Leser die Sammler und erst recht nicht die Zustandssammler verstehen. Die Taschenbuch-Konsumenten verstehen die „Leineneinbandkäufer“ nicht. (Warum soll man denn ein Mehrfaches für denselben Inhalt ausgeben?) Und wahrscheinlich funktioniert diese Kommunikation auch nicht in die andere Richtung.
Was habe ich gelernt? Ich kaufe gebrauchte Bücher nur noch, wenn ich sie vorher gesehen habe. Ich bleibe dabei, gebundene Bücher zu kaufen. Ich habe gelernt, mich von Büchern zu trennen, wenn sie keinen wirklichen „Wert“ für mich haben.
Und wenn ich etwas verkaufe, beschreibe ich recht genau, was ich anbiete.