Kraftwerk im Kraftwerk Wolfsburg 26.04.2009 20:00 Uhr

Im Rahmen der movimentos Festwochen 2009 ist „Kraftwerk“ im Kraftwerk der Autostadt Wolfsburg mit drei Konzerten aufgetreten. Ich hatte das Glück, noch Tickets zu bekommen über jemanden, der leider am Sonntag keine Zeit hatte. Um orbitante Schwarzmarkpreise zu verhindern, gab es nur personifizierte Eintrittskarten, die auch nur mit einem Ausweis gültig waren.

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Schon von weiten sind die vier Schornsteine des Kraftwerks zu sehen. Die Anfahrt per Navi gestaltet sich schwieriger als erwartet: Man kann das Ziel sehen, aber der Navi will woanders hin. Also das Teil ausgeschaltet und nach Sicht fahren. Fertig! Parkplätze gibt es genug und auf dem Weg begegnen mir viele nette Angestellte, die die richtige Richtung weisen.

Barcode einlesen, ausweisen und dann geht’s über eine Ponton-Brücke zum Kraftwerk. Das Innere des Gebäudes ist dunkel, überall stehen Maschinen herum, die durch eine indirekte Beleuchtung perfekt in Szene gesetzt werden. Fast wäre ich bei den Sitzplätzen gelandet, aber ich wollte doch gar nicht sitzen. Um die Tribüne herum, dort ist die Fläche für die Besucher, die das Konzert im Stehen genießen wollen. Der Platz ist klein, aber vollkommend ausreichend. Ich richte mich in der zweiten Reihe ein. Die Bühne ist nicht zu sehen, ein weißer Vorhang, eine Art Leinwand ist noch heruntergelassen.

Pünktlich beginnen „Geräusche“, ein elektronisches Schlagzeug, ein paar Sounds tröpfeln dahin. Dann die Begrüßungsworte: „Die Mensch-Maschine“, Bässe, der Vorhang hebt sich und die vier Mensch-Maschinisten sind zu sehen. Fast regungslos stehen sie hinter ihren Laptop-Pulten. Auf der riesigen Leinwand sind einfache Formen zu sehen. Rot und Schwarz dominieren. Die verzerrten Texte werden auf die Leinwand projiziert.

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Kraftwerk spielt – ist das das richtige Wort – vielleicht ist „führt auf“ besser. Kraftwerk spielt danach Stücke aus „Tour de France“, aber auch die alten Sachen werden nicht vergessen: „Das Modell“, „Schaufensterpuppen“ und „Neonlicht“ haben fast schon Pop-Song-Charakter. „Autobahn“ und „Trans-Europa-Express“ werden mit interessanten Variationen und recht schnell gespielt.

Dann senkt sich der Leinwand-Vorhang und nette Menschen verteilen 3D-Polarisations-Brillen. Bis hierher ist das Konzert schon ein Erlebnis. Der Gänsehauteffekt will gar nicht mehr gehen. Auch die Stücke, die ich auf den Alben nicht so sehr möchte, können mich live überzeugen.

Die Musik beginnt wieder und Schattenbilder werden auf die Leinwand geworfen, die Roboter stehen auf der Bühne. Zu den Bass-lastigen Rhythmen von „Wir sind die Roboter“ beginnen sie sich zu bewegen.

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Leinwand runter und nur ein paar Minuten später wieder hoch. Die vier Menschen stehen wieder hinter den Pulten. Nach dem strengen Outfit des ersten Teils, sind sie nun in Overalls gekleidet, die an die Computerwelt in „Tron“ erinnern.

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Die folgenden Sequenzen der Video-Show sind nun dreidimensional. Die Buchstaben und Worte schweben im Raum. Im Hintergrund ist eine Binärcodewand zu sehen. Dazwischen stechen scharf die Musiker hervor. „Computerwelt“, „Radioaktivität“ und „Vitamin“ werden gespielt. „Radioaktivität“ ist hochaktuell, denn der 26.04.2009 ist der 23 Jahrestag der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl, wie in einem Schriftzug eingeblendet wird.

Mit „Music Non Stop“ verabschieden sich die Musiker nach und nach und Ralf Hütter nimmt erstmalig Kontakt zum Publikum auf und sagt „Auf Wiedersehen“.

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Ein grandioses fast nicht zu beschreibendes Konzert ist zu Ende. Ich hatte im Vorfeld einige Bedenken, wie ich Kraftwerk live erleben würde. Vier Männer hinter Laptops. Aber dennoch verstanden es die Kraftwerker mit ihrer Musik, der Show und der minimalistischen Performance absolut zu überzeugen.

Wirkten Ralf Hütter und Henning Schmitz hochkonzentriert, so brachen Fritz Hilpert und Stefan Pfaffe einige Male aus der Rolle und unterhielten sich und lachten. So wurde Kraftwerk fast menschlich.

Die einzelnen Titel wirkten frisch und hatten einen sehr guten Drive. Die Variationen waren abwechslungsreicher als auf den Studioalben oder auf „The Mix“ und so wirkte Kraftwerk nach fast 40 Jahren Bandgeschichte nicht müde oder ausgelaugt, sondern das Konzept „Mensch-Maschine“ ist mit diesem Konzert konsequent weitergeführt worden.

Von Ralf

4 Gedanke zu “Kraftwerk – Das Konzert im Kraftwerk Wolfsburg”

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