Femi Fadugba – The Upper World – Ein Hauch Zukunft. 

27. September 2021, gebundene Ausgabe mit Schutzumschlag, 416 Seiten, ISBN: ‎ 978-3570166222

The Upper World ist der Debüt-Roman von Femi Fadugba. Der Autor hat einen Master in Quantenphysik und lebt In London und in Baltimore. Die Erfahrungen als Londoner und als Physiker sind auch in diesem Roman verarbeitet, der eine spannende Geschichte in zwei zeitlich unterschiedlichen Handlungssträngen erzählt.

Esso ist ein Teenager, der mit seiner Mutter in der Londoner Südstadt lebt und zur Schule geht. Rivalisierende Gangs beherrschen die Straßen und haben natürlich auch Einfluss auf die Schulen. Mitten in der Pubertät ist das Leben in solche einer Umgebung nicht einfach, doch er versucht das Beste aus der Sache zu machen. Von seinem Vater weiß er nicht viel, doch eines Tages gibt ihm seine Mutter das Tagebuch seines Vaters. Der war der Überzeugung, dass es wie schon bei den griechischen Philosophen geschildert eine Welt in einer Realität über der von uns normalerweise wahrnehmbaren gibt. Dies klingt für Esso erst einmal abgefahren, doch er wird während eines Tages erfahren, dass es an dieser Upper World doch etwas Wahres gibt. Bei einem Autounfall bekommt er während seiner Bewusstlosigkeit einen Einblick in eine Welt, die er nicht kennt. Er hat das Gefühl, zeitlich überall zu sein. Dieser Eindruck bricht dann ab. Doch er hat noch weitere solcher Erlebnisse und sieht eine schreckliche Zukunft für sich, das Mädchen, das er heimlich verehrt und für seine engsten Freunde.

Fünfzehn Jahre später spielt der zweite Handlungsfaden. Auch hier hat Esso eine Rolle, doch die Protagonistin in diesen Abschnitten ist Rhia, ein talentiertes junges Mädchen, das sich aber immer selbst im Wege steht und so ihre Fähigkeiten nicht ausnutzt. Der blinde Esso soll ihr scheinbar Nachhilfe in Mathematik geben. Er bringt ihr nach und nach die Grundsätze der Mathematik, der Physik und insbesondere der Relativitätstheorie nahe. Nach und nach begreift sie die Zeitdilatation. Doch es kommt zu einem Bruch zum Nachhilfelehrer. Sie verliert ihre Pflegefamilie und auch die schulische und sportliche Karriere scheint am Ende zu sein. Doch nach und nach kommt sie hinter ein dunkles Geheimnis und versucht wieder Kontakt mit dem Esso der Zukunft aufzunehmen.

In der Gegenwart kommt es zu einem Showdown der rivalisierenden Gangs und Esso ist mittendrin. Er versucht die vorhergesehene Zukunft zu vermeiden und macht sie dadurch zu einer Realität.

Dies will der Esso in der Zukunft mit der Hilfe von Rhia nachträglich verhindern und nimmt deshalb den Kontakt mit ihr auf. Doch ob sein Plan aufgeht, wird hier nicht verraten.

Dass Femi Fadugba Physiker ist, glaubt der Leser sofort. Doch es gelingt ihm ohne lehrerhaft zu sein, komplexe Sachverhalte einfach und bildlich (und dies nicht nur im übertragenden Sinne…) begreifbar zu machen. Und er kann schreiben. Auch in der deutschen Übersetzung kommt der Slang der Gangs gut rüber, ohne aufgesetzt zu wirken. Dadurch wird die Erzählung sehr plastisch und glaubwürdig. Er nutzt die beiden Zeitstränge und die Tagebucheintragungen von Essos Vater, um die Handlung spannend zu gestalten. Der Leser muss intensiv am Ball bleiben, um die Handlung genießen zu können.

The Upper World ist eine andere Art von Zeitreiseroman, vielleicht handelt er gar nicht von Zeitreisen, sondern von anderen Fähigkeiten, die der Mensch noch entdecken muss außerhalb der heute für gültig erklärten Physik.

Ist das Roman Science-Fiction? Natürlich! Er spielt ja auch in einer potentiellen Zukunft, die der Autor nur mit feinen Strichen ausmalt, was dadurch sehr realistisch wird.

Alles in allem für ein Debüt ein sehr gelungenes Werk, das den Leser zwingt, bis zum Ende dranzubleiben. Es bleibt zu hoffen, dass Femi Fadugba weitere Geschichten aufschreibt, die den Blick auf unsere Welt verändern können.

Von Ralf

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