Mit Bestürzung musste ich erfahren, dass Herbert W. Franke am 16.07.2022 im Alter von 95 Jahren verstorben ist. Ich durfte ihn als Ehrengast auf dem von mir initiierten MediKonOne (Thema: Science-Fiction trifft Medizin) im August 2016 begrüßen und kennenlernen. Er war ein angenehmer, gebildeter und eloquenter Zeitgenossen mit einem unglaublich breiten Wissen. Beeindruckend war sein Betrag für das Conbuch, der zeigte, auf wie vielen Gebieten er seine Ideen ausleben konnte.

Herbert W. Franke war als vielfältig interessierter Wissenschaftler und Autor ein Grenzgänger in den verschiedenen Welten. Er veröffentlichte seit 1960 Science-Fiction-Kurzgeschichten und –Romane.

Sein Stil war ein eigener, den er über die Jahre immer verbesserte. Kurz und prägnant und auf das Wesentliche konzentriert. Er verleugnete seine Herkunft aus dem wissenschaftlichen Umfeld nie und seine Science-Fiction war immer echte Science-Fiction im Sinne von Science = Wissenschaft.  Die erzählerischen Welten der Fantasy sind nicht die seinen. So lag es für ihn nahe, die neuen Möglichkeiten der Technologie, mit der er sich schon immer beschäftigte, auch künstlerisch auszuloten.

Zunächst waren es eher klassische Geräte wie Stroboskope und Oszillografen, mit denen Bilder erzeugt wurden.

Dann wurden Bilder wie zum Beispiel ein Foto von Albert Einstein verfremdet und transformiert.  Doch das einzelne Bild war nicht das Ziel. Mit der Technik konnten Video-Sequenzen, auch von Tönen getriggert, hergestellt werden und erweiterten damit die visuelle Erfahrung.

Durch die Zusammenarbeit mit anderen Wissenschaftlern und Künstlern erweiterte Franke sein Schaffenswerk. Mit den Programmsysteme Mathematica und Bryce konnten komplexe Strukturen geschaffen werden. Bryce ist ein Drei-D-Landschaftsgenerator und Mathematica ein Visualisierung-Werkzeug, mit dem zwei- und dreidimensionale Graphen erzeugt werden können. Mit der Kombination der Ergebnisse beider Programme erschuf Franke futuristische Landschaften. Diese Kenntnisse und Fähigkeiten übertrug er auch auf sein Arbeiten in der Höhlenforschung. Auch hier konnte er die schon ohnehin faszinierende Optik der Welt unter unserer Welt exzellent in Szene setzen. Wer außer ihm wäre auf solch eine Idee gekommen?

Beeindruckend sind die vielfältigen Ansätze, die Herbert W. Franke verfolgte. Er schuf nicht nur Bilder, sondern bezog den Konsumenten mit ein und lotete damit die Interaktion von Künstler, Kunst und Betrachter aus. Dieses aktive Erleben und Beeinflussen der Kunst in Echtzeit war wiederum nur mit den neuen Technologien möglich. Mit DEA ALBA produzierte er die textliche Vorlage, die Michael Weisser in Töne umsetzte. Im Suhrkamp-Verlag erschien 1988 der Text zusammen mit einer Musik-Cassette und war eines der ersten Werke in dieser Kombination.

Herbert W. Franke war damit nicht nur ein eigenständiger SF-Autor, sondern auch der Pionier der Computerkunst und beeinflusste viele weitere Gebiete. Mit ihm ist ein wichtiger Vertreter der deutschen SF gegangen.

Sein literarisches Gesamtwerk erscheint als Werksausgabe in Michael Haitels Verlag p.machinery, Herausgeben von Ulrich Blode und Prof. Dr. Hans Esselborn.

AndroSF – die SF-Werkausgabe Herbert W. Franke – p.machinery – (pmachinery.de)

 

Von Ralf

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