Teufelsgold von Andreas Eschbach. Bastei-Lübbe September 2016. 512 Seiten. ISBN: 978-3785725689

Der Prolog schickt uns auf einen Jahrmarkt. In einem Zelt sagt dem Protagonisten Hendrik eine Wahrsagerin die Zukunft voraus. Sie weiß von ihm, die er ihr nicht verraten hat und ist ob der Vorhersage sehr verwirrt. Sie prophezeit ihm etwas, dass nicht in sein behütetes normales Leben passt.

Er findet gegen Ende des letzten Jahrtausends in einer Schweizer Buchhandlung ein seltsames Buch über eine Rüstung, die weint. Der Antiquar will ihm das Buch aber nicht verkaufen. In einem unbeobachteten Moment stiehlt Hendrik das Buch und so kommt die Geschichte ins Rollen. Das Buch handelt über den Stein der Weisen, mit dessen Hilfe ein Alchemist Quecksilber zu Gold umwandeln kann. John Scoro ist in diesem kleinen Buch der Alchemist im Mittelalter, der gezwungen wird, eben jenes Gold zu produzieren, damit genügend Kapital für einen erneuten Kreuzzug nach Jerusalem zusammenkommt. Doch dieses Gold nennt er Teufelsgold und er scheint damit Recht zu habe. Die Menschen, die zu lange mit dem Gold in Berührung kommen, sterben einen schnellen und doch qualvollen Tod.

Hendrik ist von dieser Geschichte fasziniert und nutzt das Thema der Alchemie für einen Vortrag, der eigentlich Investmentfonds verkaufen soll. Seine Unsicherheit schwindet und mit der „Alchemie des Reichtums“ verwirklicht er eine Geschäftsidee. Er erlangt mit diesem Ansatz eine wenig Berühmtheit. Einflussreiche Menschen werden auf ihn aufmerksam und so wird er über Nacht auf dem Papier zu einem Schlossbesitzer, was seinem Geschäft einen enormen Aufschwung gibt. Doch obwohl sich sein Leben ändert, bekommt er keinen echten Zugang zu der Welt der wirklich Reichen und Berühmten.

Das von ihm gestohlene Buch wird auch ihm wieder nach einem leidenschaftlichen Seitensprung mit der Amerikanerin Laura gestohlen. Doch er hatte eine Kopie anfertigen lassen, da er von seinem Bruder, einem Physiker bei CERN, einige handschriftliche Anmerkungen, die ihm als Formeln erscheinen, analysieren zu lassen. Damit nimmt er nach langer Zeit erstmalig wieder Kontakt zu seinem Bruder auf. Und wirklich, diese Formeln beschreiben den Vorgang, Gold zu erzeugen.

Seine Seminare werden immer erfolgreicher und die Teilnehmer erzielen mit dem von ihm vermittelten Techniken Gewinne auf dem Aktienmarkt. Das Jahr 2000 steht vor der Tür und der Hype um die neuen digitalen Märkte wird immer größer. Als einer der wenigen sagt er voraus, dass diese Blase platzen wird. Er hat recht damit und viele der Anhänger seiner Lehre verdienen mit dem rechtzeitigen Ausstieg viel Geld und verlieren es nicht. Ihm selbst ist das Glück im Aktienhandel nicht hold und er verliert immer wieder Geld. Aber er verdient genug mit den Seminaren, Büchern und Interviews.

Einer seiner Seminarteilnehmer ist in Besitz eines Buches, das von der Optik dem ihm gestohlenen ähnelt und dort wird wieder eine Geschichte über das Teufelsgold erzählt.

Hendrik bekommt immer mehr Kontakt mit Menschen, die sich mit Alchemie beschäftigen. Westenhoff, der wahre Besitzer des Schlosses, das er als Kulisse für Interviews verwenden darf, wobei er in Wirklichkeit nur im Gärtnerhaus wohnt, ist solch ein Mensch, der viele Schriften über diese Lehre hat und im Keller sogar ein eingerichtetes Labor.

Hendriks Leben stabilisiert sich auf einem angenehmen Level. Seine Frau Miriam unterstützt ihn und als Tochter Pia geboren wird, beginnen sie eine echte Familie zu werden. Doch der Stein der Weisen holt ihn wieder ein. Die goldene Rüstung aus der ersten Erzählung wird wirklich gefunden und sie stellt sich wirklich als gefährlich heraus. Der Fund wird nach München verbracht und dank seiner guten Kontakte können sein Bruder und er sie wirklich kurz in Augenschein nehmen, bevor sie niedergeschlagen werden und die Rüstung gestohlen wird. Doch die Diebe haben länger Kontakt mit ihr und sterben. Die Rüstung bleibt aber verschwunden.

Über interne Kontakte zur Google-Buchsuche finden Hendrik und sein Bruder den Scan eines weiteren Buches, das zu den beiden bereits gefundenen passt. Hier wird die Geschichte weiter erzählt. Nun hat die beiden das Fieber um das Geheimnis des legendären Stein der Weisen gepackt. Eine Spur führt zum Deutschen Orden, der es sich als Aufgabe vorgenommen hat, die Welt vor ihm und seiner negativen Ausstrahlung zu schützen.

Nun scheint Hendrik das Glück zu verlassen. Sein Bruder und er werden verdächtigt, am Diebstahl der Rüstung beteiligt gewesen zu sein. Die Polizei durchsucht „sein“ Schloss und er muss zugeben, dass es ihm nicht wirklich gehört. Dies bekommt ein Reporter mit und er wird als Blender öffentlich in den Medien bloßgestellt.

Der Besitzer des Schlosses hatte versteckt und bietet Hendrik an, ihm den Grund und sein Vermögen zu überschreiben, wenn er ihn die Rüstung beschafft. Er soll sein Nachfolger werden, wie auch er einst als Nachfolger eingesetzt worden ist.

Das ursprüngliche Buch scheint der Schlüssel zu sein und Hendrik begibt sich auf die Suche nach Laura, die in Wirklichkeit Laureen heißt und die Erbin eines gewaltigen Vermögens ist. Er sucht sie auf und lernt sie von der Alchemie und der Geschichte um den Stein des Weisen besessen. Denn, so ihre Interpretation, die Fähigkeit des Steines, Gold zu erzeugen ist nur ein Aspekt. Der Stein verleiht ewige Jugend und Unsterblichkeit. Sie ist im Besitz eines weiteren Buches aus der Reihe. Und sie hat die Rüstung!

Auf dem Flughafen zum Schloss wird er von einem Geheimnisträger des Deutschen Orden angesprochen, der ihm noch ein weiteres Kapitel zu lesen gibt.

Im Schloss angekommen weiht ihn Westenhoff in ein Geheimnis, das unglaublich scheint. Indizien verdichten sich zu Tatsachen. Hendrik trennt sich komplett von seinem bisherigen und nimmt wieder Kontakt zu Laureen auf, die mit den Resten der inzwischen eingeschmolzenen Rüstung und ihren alchemistischen Büchern nach Deutschland kommt. Hendrik stiehlt dazu noch das Handbuch des Alchemisten Scoro, das sich in der Obhut des Deutschen Ordens befindet. Die Gruppe um Hendrik begibt sich mit seinem Bruder, Westenhoff und Laureen und einer weiteren Person auf eine Expedition, die den Stein finden und seine wahre Bedeutung für sich ausnutzen will. Denn das Erzeugen von Gold. Jugend und Unsterblichkeit sind nur nebensächliche Aspekte des Steins.

Andreas Eschbach erzählt eine wahrhaft spannende Geschichte um das Teufelsgold. Und dies stilistisch brillant, sehr dicht und mit einem fesselnden Spannungsbogen. Der Leser erfährt erst nach und nach die Fakten. Wie in einem Puzzle setzt sich das Bild des Ganzen zusammen. Die Charakterisierung seines Protagonisten mit seinen immerwährenden Selbstzweifeln und seine Veränderung vom normalen Menschen zu einem nach der Wahrheit um den Stein Besessenen ist sehr gelungen. Das Ende des Romans erscheint banal, doch die letzten Gedanken und Wahrnehmungen des Geheimnisträgers des Ordens relativieren dies zur Gänze. Für Hendrik besteht wieder eine Hoffnung, die er noch nie so gehabt hat, wie reich und erfolgreich er auch gewesen sein mag. Nun da er nicht mehr hinter der Wahrheit hinterherjagt.

Und: Die Prophezeiung der Wahrsagerin am Anfang des Romans wird wahr.

Lesen!

Von Ralf

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