Fantasy SF AlmanachFantasy & Science Fiction Almanach: 2014. Format: Kindle Edition. Seitenzahl der Print-Ausgabe: 260 Seiten. Verlag: edition dardariee (12. Januar 2014)

Dieses eBook bietet ein neues Konzept: Jeder der beteiligten Autoren und Autorinnen ist mit einem neuen Text und einem Auszug oder Leseprobe eines bereits erschienenen Textes vertreten. In einer Anmerkung „Mit eigenen Worten“ beschreibt der Autor, wie er zum Schreiben oder auch zu seinen Ideen gekommen ist. Eine Vita ergänzt diesen Block. Es geht also nicht nur um die Geschichte an sich, sondern auch um den Autor, der dahinter steht und um seine Idee. Viele Leser möchten solche Hintergrundinformationen zu „ihrem“ Autor oder „ihrer“ Autorin haben. Wie der Name des Almanachs (ein schöner Begriff!) schon besagt, finden sich Fantasy und Science Fiction Geschichten in diesem eBook. Die Spannweite ist dabei sehr groß.

Frank Haubold macht den Anfang. „Die Waberlohe“ ist eine Episode, die im Umfeld von „Die Schatten des Mars“ anzusiedeln ist. Allerdings hat es diese Geschichte nicht in das Buch geschafft, da sie nicht in die finale Struktur passte. „Waberlohe“ ist eine ruhig beginnende Story, die nur wenige SF-Elemente beherbergt, dafür aber umso packender für den Leser ist. Die folgende Leseprobe stammt dann folgerichtig aus eben dem Buch „Die Schatten des Mars“ mit dem der Autor 2008 den Deutschen Science Fiction Preis gewonnen hat. Diese Geschichten sind ganz eindeutig von Bradburys Mars-Chroniken inspiriert, versuchen sie aber nicht zu kopieren oder weiterzuführen, sondern haben ein ganz eigenes Flair. Die ruhige Dynamik des Vorbildes ist allerdings überall zu spüren, was aber nicht negativ zu bewerten ist. Ganz und gar nicht.

Antje Ippensen ist mit einer dystopischen Erzählung vertreten. Auf einer Erde mit gigantischen Stadtstrukturen entwischt ein biologisches Experiment, was ungeahnte Konsequenzen hat. Die Hybris der Wissenschaft, alles zu tun, was möglich erscheint, rächt sich. Die Geschichte ist SF, aber mit vielen phantastischen Elementen, was den Reiz ausmacht. Die Story handelt von Verantwortung, die es zu tragen gilt. Verantwortung für Menschen ohne einen Gewinn davon zu haben.

Miriam Pharo wiederum ist Vertreterin einer völlig anderen Schreibe. In ihrer Welt bleibt Technik Technik und wird als solche einfach benutzt. Und in dieser Welt bewegen sich die Protagonisten sehr alltäglich. Ihre Geschichten haben oftmals Elemente von Krimis in sich, so dass die Handlung besonders strukturiert werden muss.

Horus Odenthal vertritt die epische Fantasy. Wortgewaltig erzählt er seine Geschichten, die entsprechende Umfänge haben.

Myra Çakan gilt als die Erfinderin des deutschen Cyberpunks. Hochtechnologie und Daten erwachen in ihren Werken zu Leben. Ihr Stil ist kurz, knapp und präzise, ihre Sprache direkt und deutlich. Die Geschichten entwickeln sich schnell und bisweilen überraschend. Der Leser muss immer aufmerksam und wach sein, denn es gibt keine langen Erzählpassagen während derer die Handlung nicht voran kommt. Manchmal lesen sich ihre Texte unterkühlt, was aber immer zur Handlung und zur beschriebenen Umwelt passt. Sie schreibt nicht nur selbst, sondern hat auch eine Buch über das Schreiben veröffentlicht: „Mein Buch! Vom Entwurf zum Bestseller“ enthält nicht nur für neue Autoren so manchen Tipp bereit.

Michael Szameit und Klaus Seibel vertreten wieder die Science Fiction mit ihren vielen Facetten, während B.C. Bolt eine Fantasy-Story besteuert. Anja Bagus ist eine Vertreterin des noch recht jungen Genres des Steampunk. „Das Geschenk“ spielt im Universum von „AEtherhertz“. Susanne Pavlovic rundet den Almanach mit einer mittelalterlichen Erzählung ab.

Was ist zu dieser Anthologie zu sagen? Ach ja: Lothar Bauer hat wieder einmal eine schöne Arbeit für das Titelbild geliefert. Die Künstler werden bei Buchbesprechungen leicht einmal vergessen, was sie aber ganz und gar nicht verdienen.

Die Anthologie bietet einen schönen Querschnitt durch die aktuelle deutsche Phantastik mit all ihren Ausprägungen. Die Qualität der Geschichten ist wirklich sehr gut und es macht Spaß, auch einmal etwas aus Genres zu lesen, die man sonst nicht zur Hand nehmen würde. Hier ist der Herausgeberin ein glückliches Händchen zu bescheinigen.  Nicht unerwähnt darf aber auch die große Qualität von Satz, Layout und Korrektorat sein. Das eBook ist sehr gut zu lesen und weit fast keine Fehler auf. Werke solcher Qualität sind für den eBook-Markt förderlich. Es zeigt, dass mit entsprechendem Knowhow und Sorgfalt gute elektronische Bücher erstellt werden können, die es Spaß macht zu lesen.

Von Ralf

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