Die Haarteppichknüpfer. Andreas Eschbach. Bastei-Lübbe 20697. 2012
Endlich liegt er wieder in einer Taschenbuchausgabe vor: der fast schon legendäre Roman von Andreas Eschbach, mit dem er 1996 den Literaturpreis des Science Fiction Club Deutschlands – dem Vorgänger des Deutschen Science Fiction Preis (DSFP) – gewonnen hat.
Auf einem fernen Planeten in einer nicht bestimmten Zeit, knüpfen die Haarteppichknüpfer an ihren Teppichen. Von Generation zu Generation wurde das Wissen um die Herstellung dieser besonderen Teppiche an den einzigen Sohn weitergegeben. Der Rohstoff der Teppiche sind wirklich die Haare der Töchter.
Eingebunden in ein strenges Kastenwesen leben diese Menschen in einer mittelalterlich anmutenden Zivilisation. Unerbittlich sind die Regeln des Zusammenlebens. Jeder Haarteppichknüpfer hat eine Hauptfrau und zahlreiche Nebenfrauen. Diese gebären die Töchter, deren Haare die Grundlage der Teppiche sind. Aber es gibt in jeder Familie nur einen Sohn. Erblicken weitere Söhne das Licht der Welt, so ist deren Leben nur kurz. Denn es kann nur einen Nachfolger geben. Dieser ist der Erbe des Teppichs des Vaters. Ja. Die Herstellung der Teppiche dauert ein Leben lang!
Aufkäufer des Kaisers, der über unzählige Welten zu herrschen scheint, begutachten den Teppich und zahlen dem Sohn des Knüpfers eine Summe an Geld, die für ein Auskommen reicht, damit dieser in seiner Lebenszeit einen neuen Teppich knüpfen kann.
Doch Gerüchte machen die Runde, dass der Kaiser abgedankt habe und Rebellen die Macht übernehmen konnten. Dies wäre natürlich eine Hiobsbotschaft und gefährdet die eingefahrene Ordnung in ihren Grundfesten.
Die Idee des Romans ist brillant. Aber nicht nur für die Idee hat Andreas Eschbach den Preis bekommen, sondern auch für die gelungene sprachliche Umsetzung. Der Roman weiß sofort zu begeistern, erfasst den Leser und lässt ihn nicht wieder los. Kurzweilig und ohne Längen wird die Geschichte konsequent erzählt. Nie wird dabei das Ende des Romans vorab verraten und das Geheimnis um die Herstellung der Teppiche ist fantastisch.
Dieser Roman hat auch nach mehr als 25 Jahren nicht von seiner Faszination verloren und verdient es, eine neue Leserschaft zu bekommen, denn er ist zeitlos gut. Und auch beim zweiten Lesen verliert er nichts von seiner fesselnden Magie.