Handbuch für den vorsichtigen Reisenden durch das Ödland von Sarah Brooks, C. Bertelsmann 2024, Originaltitel: The cautious traveller’s guide to the wastelands, Übersetzung von Claudia Feldmann, ISBN: 978-3570105009

Das Buch heißt wie ein Buch, das eine große Rolle innerhalb der Geschichte spielt und aus dem immer wieder zitiert wird. Ort der Handlung ist ein langer Zug, der von einer Dampflokomotive gezogen wird. Zeit der Handlung ist 1899 und der Zug ist der Stolz der Transsibirien-Kompanie. Der Zug befährt für die Kompanie eine der wichtigsten Handelsstrecken zwischen Moskau und Peking diese Strecke führt durch das sogenannte Ödland. Der Zug ist so ausgelegt, dass er komplett autark zwischen den beiden Städten hin und her reisen kann.

Die Crew besteht aus der Führungsmannschaft, einer Menge dienstbarer Servicekräfte und Weiwei, dem Zugkind. Sie ist im Zug geboren und Waise geworden. Sie lebt im Zug und kennt jeden Winkel. Hinzu kommen zwei Aufpasser der Kompanie, die Krähen.

Die Reisenden können Tickets für die erste oder dritte Klasse kaufen und finden entsprechenden Komfort vor. Die Gäste der ersten Klasse reisen sehr luxuriös während die Reisenden der dritten Klasse quasi nur transportiert werden.

Die Reise ist gefährlich und die Reisenden müssen entsprechende Dokumente zum Haftungsausschluss unterschreiben. Zumal sich bei der letzten Durchquerung des Ödlands ein Vorfall ereignet hat, über den nichts wirklich bekannt ist und der von allen Seiten totgeschwiegen wird.

Und auch diese Reise wird anders stattfinden als geplant.

Dafür sorgen zum einen einige der Reisenden, die eigene Pläne für diese Durchfahrt haben. Aber auch das Ödland, das so ganz anders ist als der Name beeinflusst die Reise.

Die Autorin nimmt den Leser mit in ihre Welt des Zuges. Es vergehen eine Vielzahl von Seiten im Roman, die der Beschreibung des Zuges, der Menschen dienen und einige wenige Hinweise auf das Ödland geben. Es entsteht ein Sog ohne große Handlung, was aber nie langweilig wird.

Die Hauptfigur ist Weiwei. Sie wird sehr feinfühlig dargestellt und unterscheidet sich von damit von der Beschreibung der anderen Personen, die eher Funktionen oder Charakterzüge darstellen. Weiwei entwickelt eine andere Beziehung zum Ödland als die anderen Personen und ist damit das Bindeglied zwischen dem Zug und der Außenwelt. Der Zug stellt das Bekannte, Sichere dar, während das Ödland das Unbekannte ist. Wie das Ödland entstanden ist wir nie beschrieben und keiner der Personen stellt sich diese Frage. Das Ödland ist einfach vorhanden.

Doch während dieser Reise ändert sich alles. Die Menschen und der Zug bauen eine Beziehung zum Ödland auf und beeinflussen sich gegenseitig. Einige – wie die Vertreter der Kompanie – versuchen dies zu verhindern, versuchen den Status quo aufrecht zu erhalten, scheitern aber. Die Zeit ist reif für eine Veränderung.

Sarah Brooks legt hier einen Roman vor, der eine dichte Geschichte beschreibt, aber auch von einer seltenen Leichtigkeit ist. Der Roman schwebt dahin und am Ende ist alles anders als am Anfang. Die Welt wird eine andere.

Der Roman ist damit anders als die meisten der heute erzählten Geschichten und bietet eine angenehme Unterhaltung.

In welches Genre er einzuordnen ist, ist eine schwierige Frage. Handbuch für den vorsichtigen Reisenden durch das Ödland von Sarah Brooks ist einfach ein gut zu lesender Roman.

Sarah Brooks hat in China, Japan und Italien gearbeitet und ist nun an der Universität von Leeds tätig. Für ihren Debütroman »Handbuch für den vorsichtigen Reisenden durch das Ödland«, der schon vor Veröffentlichung für große Begeisterung gesorgt hat, wurde sie mit dem Lucy Cavendish Fiction Prize ausgezeichnet. Der Roman erscheint in über 15 Ländern. (Von der Verlagsseite übernommen)

Von Ralf

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