Originaltitel: ‎ 超新星纪元 (Chaoxinxing Jiyuan / The Supernova Era) 2003
Heyne Verlag Roman Broschiert, 13. Dezember 2021, 512 Seiten, Übersetzerin: Karin
Betz, ISBN-13: ‎ 978-345332031

Supernova ist der Debütroman des chinesischen Autoren Cixin Liu, der vor allen durch die preisgekrönten Werke der Trisolaris-Trilogie bekannt geworden ist. Mit diesem Text zeigt er, dass er von Anfang an spannend und brillant erzählen konnte.

In naher Zukunft wird eine Sonne aus einem Nachbarsystem zu uns zur Supernova. Die Auswirkungen dieser kosmischen Katastrophe zeigen sich nicht sofort auf der Erde, doch sie werden für die Menschheit unglaubliche Folgen haben: Alle Menschen, die älter als dreizehn Jahre sind, werden sterben. Es bleiben nur die Kinder auf dieser Welt. Cixin Liu schildert, wie die chinesische Staatsführung die Kinder auf die neue Zeit vorbereiten will. Es geht dabei zunächst um das nackte Überleben und die Aufrechterhaltung geordneter Strukturen. Einige nach strengen Kriterien Auserwählte sollen die neue Zentralregierung bilden. Sie bekommen eine Crash-Kurs in (chinesischer) Staatsführung. Dezentral werden alle anderen älteren Kinder ausgebildet, Maschinen zu bedienen, Busse zu lenken und Feuer zu löschen.

Dann kommt der Tag des Abschiedes. Die Erwachsenen ziehen sich an ausgewählte Orte zurück und sterben. Damit beginnt das Chaos, denn die Kinder sind nicht so gut vorbereitet, wie es die Erwachsenen gedacht haben. Zunächst versuchen sie nämlich, alles genau wie früher zu machen und den Erwachsenen nachzueifern. Doch die Kinder sind eben keine kleinen Erwachsenen. Sie wollen nicht arbeiten, sondern spielen. Die Kinder in der Staatsführung erkennen dies nach einer Weile und kommen den Wünschen ihrer Untertanen nach. Doch das scheint nicht zu genügen, denn auch die anderen Staaten haben die gleichen Probleme, lösen diese aber je nach der Mentalität der Einwohner. Doch es scheint den Kindern dies nicht zu genügen. Sie wollen mehr spielen und so kommen die Staatsführungen auf die Idee, in der Antarktis nach olympischen Regeln einen Weltkrieg auszutragen…

Cixin Liu lässt den Roman ruhig in einer Schulklasse beginnen, die sich auf die Zeit nach der Schule vorbereiten soll. Was sind die Berufsziele, was soll die Zukunft bringen. Es folgt die Schilderung der Ausbreitung der Supernova, die fast liebevoll erzählt wird und dann alles ändert. Der Übergang und der Beginn des Post-Supernovazeitalters beschleunigt den Roman und hat einen Höhepunkt mit der Beschreibung der Spiele am Südpol. Der Autor beschriebt sehr einprägsam die Handlungen der Kinder, die wie Erwachsene wirken sollen, was aber nicht funktioniert.

Die Idee ist eigentlich nicht die Basis für einen klassischen SF-Roman, sondern eher für eine Sozial-Utopie. Was positiv auffällt sind die ironischen Momente, die den Irrsinn der neuen Welt beschreiben: Amerikanische Kleinkinder können kaum ein MG halten, wollen aber unbedingt damit schießen. Die Verhandlungen der Staatsoberhäupter erscheinen wie das Imponiergehabe spielender Kinder im Sandkasten, was ja auch fast der Wahrheit entspricht. Im Epilog nimmt sich der Autor dann noch selbstironisch auf die Schippe.

Supernova ist von der Idee her ein ganz anderer Roman als die Drei- Sonnen-Bücher. Die Sprache ist eine andere und vielleicht auch der Anspruch an den Text selbst. Doch für ein Erstlingswerk ist der Text durchaus beachtenswert.

Auch wenn die Stimmen auf dem Klappentext mit dem Vergleich zu Ursula LeGuin und Arthur C. Clarke sehr übertreiben, bleibt das Buch lesenswert. Wer eine etwas andere Science-Fiction lese mag, sollte zugreifen.

Von Ralf

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