Besprechung:  Grosse Freiheit von Unheilig

Das neue Album von Unheilig erschien am 19.02.2010. Es ist bei vielen lang erwartet. Was bringt das Album? Kann es an die Qualität der Vorgänger Moderne Zeiten und Puppenspiel anknüpfen. Von einiger Seite wurde die Befürchtung geäußert, dass dieses Album zu „kommerziell“ sein werde, da sie eine gewisse Tendenz im Marketing von Unheilig festgestellt haben. Songs wurden bei MTV und RTL2 gespielt. Auf der aktuellen Bravo-Hits ist Unheilig mit „Geboren um zu leben“ vertreten und schließlich steht ein Auftritt bei The Dome an.



Ich persönlich, der Unheilig seit 2004 kennt, gehe erst einmal unvoreingenommen an die neue CD heran. Ich habe schon bei Vorverkaufbeginn Tickets für das  erste Hamburg-Konzert gekauft und fand in der DMAX Doku eine konsequente Entwicklung von Unheilig. Nun gut, er verkauft mehr CDS und die Konzerte werden größer, aber ich lass mich überraschen.

Das Album beginnt mit „Das Meer“ mit einem Intro, das mir als Konzept bei den letzten CDs immer gut gefallen hat. Dies ist ein klassischer Opener für Konzerte. Diese Kollage von alter Seemannsmusik, Geräuschen wie dem Sonar und dem Keyboard macht gespannt auf das was kommt. Dies wird vom Gesang unterstützt. Ein wirklich gelungener Einstieg!

„ Seenot“ beginnt mit einem Gitarrenriff und schwerem Schlagzeug. Der Gesang erinnert anfangs an Rammstein. Der Refrain ist dann aber ziemlich weichgespült und will in meinen Ohren nicht wirklich passen. Zumal hier ein Synth-Teppich unterlegt worden ist, bei dem man das Gefühl hat, ihn schon zig-mal gehört zu haben. Ganz nett, aber nicht wirklich gut.

Als dritter Song steht „Für immer“ an und das scheint mein absoluter Liebling auf der CD zu werden. Ruhiges Klavierspiel am Anfang und dann ein eindringlicher Text mit der Stimme des Grafen. Der Refrain ist kräftig und kurz. Der Graf spricht hier den Hörer direkt an. Bin gespannt, den Song live zu hören.

Es folgt „Geboren um zu leben“. Diesen Song hat man ja schon öfters gehört oder als Video gesehen und ich kann mir vorstellen, dass Unheilig mit Kinderchor damit auch The Dome mal richtig aufmischen können. Auch hier dominiert ein Klavier den Anfang. Was manchmal ein wenig stört, ist der Einsatz des Halls. Das hat die Stimme des Grafen nicht nötig.

„Abwärts“ besticht durch das fette Gitarren-Brett unterstützt vom Schlagzeug. Leider ist der Refrain auch wieder zu seicht mit viel Synth instrumentiert.

„Halt mich“ ist eine Mid-Tempo-Ballade. Die tiefe Stimme des Grafen kommt hier schön zur Geltung.  Ein typischer Arme-Winken-Song auf Konzerten. Sticht aber nicht wirklich hervor.

Bei „Unter Feuer“ bekam ich am Beginn wirklich einen kleinen Schrecken: Typische Synth-Phrasen wie sie in den Top 100 unzählig zu hören sind. Aber dann kommt der Stakkato-Gesang unterstützt von der schweren Gitarre. Der Refrain könnte etwas rockiger sein. Aber das ist Unheilig!

Mit „Grosse Freiheit“ kommt als nächstes der Titelsong der CD als Ballade. Ein emotionaler Text mit einer etwas heiseren Stimme gesungen. Sehr schön wird zwischenzeitlich das Tempo herausgenommen. Getragen und schön!

„Ich gehöre mir“ startet mit einem treibenden Beat. Quasi dann ein Duett des Grafen mit sich selbst. Das Stück ist aus einem Guss von vorne bis hinten. Alle Teile passen gut. Ein Top-Song!

„Heimatstern“ ist mit einer gezupften Gitarre unterlegt. Dazu eine Drum-Computer-Sequenz und Streicher-Teppiche. Zum Dahin schmelzen …

„Sternbild“ könnte mit massiven Streichern an Anfang jeden Ben-Hur-Film untermalen. Hymnisch-getragen geht es dann weiter. Wer es mag …

„Unter deiner Flagge“ ist wieder deutlich ruhiger. Auch hier wieder eine schöne gezupfte Gitarre. Eine starke Ballade.

„Fernweh“ ist mit den Text „Ferne Welt ich komme“ unheimlich eingängig. Vielleicht ein wenig zu schnulzig?

„Schenk mir ein Wunder“ und „Auf Kurs“  sind als Bonustracks enthalten. Ich frage mich immer, warum es solche Songs nicht als „Standard“ auf das Album geschafft haben, sondern nur als Bonus. Beide können nicht wirklich überzeugen oder sind völlig anders als die anderen Songs. Ich möchte es einmal als Unheilig-Standard-Material bezeichnen.

Mit „Neuland“ klingt das Album dann (wie gewohnt) instrumental aus. Damit ist die Klammer mit „Das Meer“ und diesem Titel um das Album komplett.

Nach den letzten Alben, die sich immer wieder steigern konnten, waren die Erwartungen an „Grosse Freiheit“ sehr hoch. Mit einigen Titeln wie „Für immer“, „Unter Feuer“ und „Abwärts“ waren für mich wirklich einige gute Stücke dabei. Als Konzept-Album ist die CD wirklich bestechend, wobei es einige Wiederholungen gibt. Vielleicht hätte auf ein oder zwei Titel verzichtet werden können.

Wie schon gesagt, bin ich gespannt, wie die Live-Konzerte aussehen werden und welche Songs zu den neuen hinzukommen.

Was wichtig ist – wie bei allen Unheilig-Alben: Man muss den Songs eine Chance geben. Viele Titel erschließen sich mir erst nach mehrmaligem Hören.

 Das Album ist aber absolut hörenswert, aber vielleicht etwas schwächer als die beiden letzten.

Aber vielleicht muss ich es halt nur noch ein paarmal hören …

Von Ralf

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