Die Maschinen von Ann LeckieDie Maschinen von Ann Leckie, 544 Seiten, Heyne Verlag 2015, ISBN 978-3453316362, Originaltitel: Ancillary Justice, Übersetzung von Bernhard Kempen

In einer nicht näher definierten Zukunft wird das Schicksal von Breq geschildert. Sie ist kein normaler Mensch, sondern die letzten Hilfseinheit eines Truppentransporters. Diese Raumschiffe sind eine Künstliche Intelligenz und können beliebig viele Inkarnationen steuern oder autonom handeln lassen. Nicht nur die Technik hat sich weiter entwickelt und interstellare Raumfahrt mittels Stasiseinlagerung der Menschen ermöglicht, sondern auch die Gesellschaft und damit die Sprache. Die Menschen unterscheiden nicht mehr nach Geschlechtern, sondern nutzen nur die weibliche Form in der Ansprache. In der Kommunikation mit anderen Spezies, die dies nicht tun, ergeben sich bisweilen dadurch Missverständnisse. Breq ist auf der Suche nach einer letzten ultimativen Waffe, um einen Auftrag, den sie nicht zu verstehen vermag, zu erfüllen. Sie rettet einer ehemalige Raumfahrerin, die seit tausend Jahren als verschollen galt, das Leben und nimmt sie mit auf der Suche nach der Waffe und dem Kampf gegen die Herrscherin der Menschheit.

Der Roman wirft den Leser mitten ins Geschehen und erst nach und nach bekommt er die notwendigen Informationen und kann sich dadurch orientieren. Das Zusammenleben der Menschen hat sich geändert. Das Militär und seine Karrieremöglichkeiten sind wichtig für die großen Familien, die Häuser, die die Macht innehaben. Es sind wieder feudalistische Strukturen mit Adoptionen und Gönnerhaftigkeit. Abgrenzung ist ein wichtiger Faktor. Die Abgrenzung der Menschen von anderen Spezies, aber auch die Abgrenzung der Herrschenden zu den Bürgern innerhalb der Menschheit. Dies wird durch Kleidung und auch das Tragen von Handschuhen gezeigt. Zeremonielle Einladungen zum Tee sind ein Aspekt dieser Gesellschaft. Man wird anderen Menschen vorgestellt, wichtige Kontakte gilt es zu knüpfen, um Macht zu erlangen und zu erhalten.

Diese Beschreibung der Kultur ist eine Stärke des Romans. Ann Leckie nimmt sich dafür sehr viel Zeit und Raum. Ihr gelingt es, die Gesellschaft realistisch und in sich schlüssig zu schildern. Die Charaktere bleiben dabei immer etwas blass und die Handlungsweisen hölzern. Dies gilt nicht nur für die Protagonisten, sondern auch für die Nebenfiguren, die nie wirklich zum Leben erwachen.

Nach einem furiosen und geheimnisvollen, spannenden Start des Romans, fällt der Mittelteil stark ab. Es wird viel geredet und diskutiert, ohne dass die Handlung vorankommt. Der Schluss ist dann wieder straffer. Kürzungen hätten dem Buch an einigen Stellen sicher gutgetan. Die Autorin hat hinsichtlich neuer Technologien einige nette Ideen, kann diese aber nicht wirklich bildlich, plausibel und begreifbar schildern. Da „Die Maschinen“ als erster Band einer Trilogie geplant ist, bleiben die körperlichen Modifikationen von Breq (absichtlich?) verschwommen und unklar.

Positiv ist das Vorwort des Übersetzers und überhaupt die Übersetzung an sich zu erwähnen. Es war sicher nicht einfach, die Genderisierung aus dem Original ins Deutsche zu übertragen.

Der Klappentext ist hingegen ziemlicher Nonsens und hat wenig mit dem Buch zu tun. Breq ist keine Kämpferin, sie sinnt nicht auf Rache, sie ist in dem Sinn keine Maschine und die Herrscherin des Imperiums ist nicht ihr Schöpfer. Sie sucht keine Freiheit…

Schaut man sich dann an, welche Preise der Roman bekommen hat, wird man beim Lesen doch etwas enttäuscht. Der ganz große Wurf ist er nicht, dafür gibt es zu viele Kritikpunkte. Mehr als nette Unterhaltung vermag er nicht zu bieten.

Von Ralf

Ein Gedanke zu “Die Maschinen von Ann Leckie”
  1. Nachdem ich jetzt schon mehrfach von Längen gelesen habe, bin ich im Zweifel, ob ich den Roman lesen will/soll. Denn mir reicht es nicht, wenn eine Grundidee viel verspricht, ich möchte mich vor allem nicht langweilen. Selbst genial umgesetzte Passagen trösten mich nicht darüber hinweg, wenns ansonsten eher langatmig zugeht.

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