„Schon wieder ein Buch über Mitarbeiterführung und –motivation“ werden sich viele Leser fragen.
„Ja, es ist ein Buch über Mitarbeiter, aber ein besonderes!“, lautet aber die Antwort.

„Ein zentrales Anliegen dieses Buches ist es, die Kluft zwischen dem, was die Wissenschaft weiß, und dem, was die Wirtschaft tut, zu beschreiben und einen Impuls zur Überbrückung dieser Diskrepanz zu setzen.“ So steht es im Epilog auf Seite 228.

Die Autoren beschäftigen sich damit, wie das System der Arbeit heute aussieht und mit welchen Methoden und Ansätzen eine neue Arbeitswelt in Zukunft gestaltet werden kann. Das heute bekannte System gerät nämlich aus der Balance. Das beste Beispiel ist der Berufsstand der Ärzte. Es ist immer noch eine attraktive Ausbildung, aber an den Krankenhäusern und auch in den Praxen auf dem flachen Land fehlen die Stelleninhaber. Auch in anderen Bereichen gibt es einen Fachkräftemangel und dies, obwohl seit 2011 das Anwerben von Nicht-EU-Fachkräften einfacher geworden ist.

Der erste Teil des Buches befasst sich mit der Entwicklung von Arbeit und Leben bis in der heutigen Zeit. Christina Bösenberg und Bernhard Küppers beschreiben die Arbeitswelt der nahen Vergangenheit und der unmittelbaren Gegenwart. Sie fordern aber eine zukunftsfähige Personalpolitik. Dabei wird die altbekannte Floskel: „Unser wichtigstes Kapital sind die Mitarbeiter“ kritisch hinterfragt. Sie sind der Meinung, dass radikale Kundenorientierung auch eine radikale Mitarbeiterorientierung fordert.

Die Arbeitswelt ist im Umbruch. Innovationen kommen immer schneller auf den Markt, während die Bevölkerung in Deutschland im Durchschnitt immer älter wird. Dem Faktor „Wissen“ kommt immer mehr Bedeutung zu. Der Arbeitnehmer muss immer länger lernen und auch lernfähig bleiben.

Der Generationswandel bedeutet auch einen Wandel im Umgang mit Medien und Technologien. Aber nicht nur die Mitarbeiter, sondern auch die Unternehmen müssen sich anpassen. Firmen wie LEICA und NOKIA haben damit durchaus Probleme gehabt.

Vom Arbeitnehmer werden Kompetenzen wie unternehmerisches Denken, Teamfähigkeit, Konfliktfähigkeit und eine gesunde innere Haltung verlangt. Eingefahrene Arbeitszeitmodelle sind aber nicht mehr kompatibel mit diesen Anforderungen der heutigen Zeit.

Auch in der Führung muss man sich neuen Ansätzen widmen, ohne die alten aber gleich zu verdammen. Stichwort ist hier die „Work-Life-Balance“. Dem Menschen die Freiräume geben, die er benötigt, um damit durch bessere Motivation eine höhere Produktivität zu erzielen.

Interessant an dem Buch ist die Betrachtung der sozialen und sozialpsychologischen Aspekte der Arbeitswelt. Warum reagieren Menschen negativ auf geplante Änderung um Arbeitsumfeld? Weil Eingriffe in den eigenen Handlungsspielraum zu befürchten ist. Diese Einstellung kann man aber aufbrechen. Nein, man muss es sogar, da sonst kein Fortschritt in der Arbeitswelt zu erreichen ist.

Es steht aber nicht nur der Mitarbeiter im Mittelpunkt, sondern auch das Unternehmen wird nicht vergessen. Mehrwert und Unternehmensgewinn werden ebenso im Auge behalten. „Der Mitarbeiter im Mittelpunkt – Sinn bieten, Engagement fordern.“ Steht auf Seite 219.

Besonders erwähnenswert ist aber auch, dass der oben beschriebene Leitspruch, Theorie und Praxis zu verbinden, wirklich im Buch umgesetzt worden ist. An praktischen Beispielen aus bekannten Unternehmen werden die theoretischen Ansätze verdeutlicht. Es wird gezeigt, dass die Theorie in die Praxis umgesetzt werden kann.

Einige Ansätze sind aber dennoch zu hinterfragen: Finden die heutige jüngere Generation den Nine-to-Five-Job wirklich überholt. Trifft man im persönlichen Umfeld nicht auch immer Menschen mit einer freizeitorientierten Schonhaltung an?

Sind die „Digital Natives“, also die Menschen, die selbstverständlich mit Internet, WLAN und iPhone aufgewachsen sind, wirklich die besseren Nutzer der neuen Medien und Informationskultur? Sind es nicht gerade sie, die technikverspielt, alles kommunizieren, was ihnen in den Sinn kommt und die Technik damit auch nicht zielgerichtet nutzen.

Das Buch ist bei Weitem nicht der x-te Aufguss bereits bekannter Ansätze, sondern der Versuch, die Gegenwart der Arbeitswelt zu verstehen und für die Zukunft sinnvolle und umsetzbare Konzepte aufzuzeigen.

Dies gelingt den Autoren sehr gut. In kompakter Form werden alle Aspekte des Themengebiets beleuchtet und es wird auch über den Tellerrand der klassischen Lehre geschaut.

Und für die heutige Zeit der oftmals verkürzten Kommunikationsformen gibt es das gesamte Buch als Tweet zusammengefasst:
„Sinnmaximierung ist das Credo für die Arbeitswelt des 21. Jahrhunderts. Gewinnmaximierung garantiert. Wer Engagement will, muss Sinn bieten.“ (S. 223)

Damit ist alles gesagt!

Die Autoren:
Christina Bösenberg
Christina Bösenberg ist Gründungspartnerin von Leadership-Associates, nach zehn Jahren in der Industrie (Strategie und operatives Management) berät sie international Dax und Fortune 500 Unternehmen in den Bereichen Führung, Change und Strategie. Sie ist gefragte Executive Coach und Vorstand von ped-world.
Bernhard Küppers
Bernhard Küppers, langjähriger (Bereichs)Vorstand der MLP Finanzdienstleistungen AG (Vertrieb, Strategie und MLP Corporate University). Gesellschaftliche Funktionen u.a. als Beirat im Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft, Akkreditierungsmitglied der EFMD, Vorstand ped-world.
(Quelle: Verlagsseite)

Im Mittelpunkt steht der Mitarbeiter“ von Christina Bösenberg und Bernhard Küppers ist im Haufe-Verlag erschienen und kann über die Verlagsseite bestellt werden.

Das Buch wurde im Rahmen von „Blogg Dein Buch“ zur Verfügung gestellt.

 

 

Von Ralf

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