simonSimon Goldsteins Geburtstagsparty

Von Heidrun Jänchen

Wurdack-Verlag Science Fiction 12

Paperback 277 Seiten

John Dove, eine Art Berufsterrorist und –killer soll eine Bombe zünden, kann diesen Auftrag aber nicht wie von seinem Auftraggeber Petrelli gewünscht ausführen. Er lässt die Bombe relativ harmlos auf einem Bahngleis detonieren.

Fiona O’Nolan ist Reporterin beim ENS (Europäischer Nachrichten Service), dem mächtigsten Berichterstatter und – wie sich herausstellt – auch Macher von Neuigkeiten. ENS hat eine komplette Infrastruktur und die Berichterstatter mit ihren roten T-Shirts sind fast schon uniformiert. Sie hat einen Tick, denn sie meint, dass der Präsident der IEU (Inner European Union) Giraux bei einem Attentat ums Leben gekommen ist, dies aber gewissenhaft vertuscht worden ist.

Frank Böttger arbeitet in einem Institut, das sich offiziell mit Statistik und Auswertung von Nachrichten beschäftigt, in Wirklichkeit aber Nachrichten erfindet und manipuliert.

Éloise St. Clair gehört einer losen Gruppe von Aktivisten an, die wirklich einen Anschlag auf Giraux erfolgreich durchgeführt haben und sich frustriert getrennt haben, da keinerlei öffentliche Aufmerksamkeit durch die Unterdrückung der Nachrichten in den Medien zu sehen ist.

Die Reporterin Fiona und der Killer John werden von ihren Auftraggebern unabhängig in eine Markthalle gelockt, wo eine Bombe explodiert. Beide überleben und nun beginnt eine Flucht durch Europa und das Datennetz. Daten werden gefälscht, Meldungen manipuliert und Geschichten erfunden.

Schließlich wird ein neuer Plan geschmiedet: Simon Goldsteins Geburtstagsparty. Ein gigantischer Hoax soll einen Ruck im politischen und sozialen System verursachen.

Heidrun Jänchen beschreibt quasi neben der spannenden Geschichte ein geteiltes Europa. Das innere Europa ist immer noch gemeinschaftlich organisiert und dann der Rest. Die Überwachung der Menschen ist lückenlos. Alle Aktivitäten im Netz werden mitgelesen, überall sind Kameras installiert. Die Polizei scheint weniger zimperlich zu sein als in der heutigen Zeit und ist mit modernsten Mitteln ausgestattet. In diesem Roman ist das Amerika noch christlich-fundamentalistischer als zur heutigen Zeit. Die Amerikaner haben sich ganz auf ihren Glauben besonnen und sich von der Welt abgekapselt. Die abendländische Kultur ist dem Amerikaner suspekt.

Die Autorin schildert eine spannende Agentenstory, Dies ist aber nur der Aufhänger, um die Gesellschaft in naher Zukunft stimmig zu beschreiben und Kritik daran üben. Einzig die Begegnung zwischen John und Fiona mit Éloise scheint mir etwas zufällig bzw. unstimmig. Der Zufall ist einfach zu groß.

Simon Goldsteins Geburtstagsparty ist zum Einen spannend zu lesen und für alle, die sich für Journalismus und die Manipulation von Nachrichten im Internet interessieren eine gute Lektüre. Das wiederkehrende Motiv, dass es den Amerikanern gelungen sei, Zeitreisen zu unternehmen ist ein Running Gag. Und: Die Amerikaner waren nie auf dem Mond.

Das Buch ist zurecht für den Deutschen Science Fiction Preis des SFCD (Science Fiction Club Deutschland) nominiert worden.

Von Ralf

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