Kapitel 3: Aufwachen!

Der Zentrale Aufwachraum befand sich im vorderen Teil der Brücke. Normalerweise implantierten hier Dr. Franc und Dr. Frey die Gesundheitschips. Jedem Crew-Mitglied musste dazu unterhalb des Großhirns der fünf Millimeter große Chip eingesetzt werden. Die Implantate ermöglichten eine Rund-um-Überwachung aller Lebensfunktionen der Besatzungsmitglieder. An sich war die Implantation des Chips ein Routineeingriff, aber er barg immer auch die Gefahr einer Infektion mit einem äußerst resistenten Stamm des Esperanza-Hirnwurmes, weshalb der zentrale Aufwachraum mit der integrierten Operationseinheit hermetisch abgesichert war.

Dr. Franc, der leitende Bordarzt stand mit seinem Team vor einem der Behälter und schaute gespannt durch die große Frontscheibe. Er hatte darauf bestanden, diese Aktion zu leiten und Commander Weser entschied sich für ihn nicht nur wegen seiner größeren Erfahrung, sondern weil er wusste, dass Dr. Franc genug Professionalität besaß, um seine persönliche Betroffenheit keine Rolle spielen zu lassen.

Der Leitende wartete auf das Signal des Commanders, den ersten Behälter zu öffnen. Commander Weser war – wie eigentlich immer – die Ruhe in Person. Die anderen in dem Vorraum schienen angespannt, vor allem Dr. Frey konnte jeder die Enttäuschung ansehen, dass Commander Weser nicht sie ausgewählt hatte. „Haben wir alle Sicherheitsmaßnahmen ergriffen, um eine Kontamination des Gesamtschiffes zu verhindern?“ Fish vom Arbeitssicherheitsdienst und Pinto, der Hygienebeauftragte nickten. Commander Weser wandte sich Cherry zu. „Und Sie fühlen sich auch in der Lage ihrem Doppelgänger ins Auge zu schauen?“ Der Verteidigungsguard nickte. Weser drehte sich zur Frontscheibe und gab Dr. Franc ein Zeichen: „Dann fangen Sie an, Doc!“

Die Spannung war förmlich zu spüren als Dr. Franc den Hebel zum Entlüften und Öffnen des ersten Behälters mit dem Double des Arbeiters Bill nach rechts drehte. Das Gas entwich mit einem zischenden Geräusch. Langsam öffnete der Arzt den Deckel. Der OP-Assistent, ein drahtig wirkender junger Mann mit Namen Schufo half ihm dabei. Die Gruppe im Vorraum verfolgte über Monitore das Vorgehen. Mit einem Lebensfunktions­scanner glitt Dr. Franc über den leblos scheinenden Körper. Plötzlich fing das Gerät an zu piepen. „Herztätigkeit beginnt!“ kommentierte der Doc das Geschehen, „allerdings gibt es kaum Gehirntätigkeit“, ergänzte er nach einer Weile verblüfft. „Da! Sehen Sie! Bill schlägt die Augen auf!“ , rief der Assistent. „Das ist nicht Bill!“, korrigierte Dr. Franc, „aber Sie haben Recht.“ Er fuhr mit dem Scanner über die Augen, so dass auch die Leute aus dem Vorraum sehen konnten, was passierte. „Sie zeigen nur ein herabgesetzte Lichtempfindlichkeit, aber außer Gehirn und Augen funktioniert alles andere bestens.“ „Ist er ansprechbar?“, fragte der Commander über den Lautsprecher.

Dr. Franc berührte „Bill 2″ an der Schulter. Dieser zuckte zusammen und starrte den Bordarzt an. „Wie geht es Ihnen?“, fragte Dr. Franc. „Gut!“. „Haben Sie Schmerzen?“ „Nein.“ „Können Sie den Arm bewegen?“ „Bill 2″ schaute ihn verständislos an. Er wiederholte: „Können Sie einen Arm bewegen?“ „Ja.“ und als Beweis bewegte der Angesprochene den rechten Arm. Noch schien er benommen. „Ich glaube, er braucht noch ein bißchen Zeit. Ich werde jetzt erst einmal zu den anderen gehen und sie aus den Behältern befreien.“ „Okay, aber seien Sie vorsichtig, irgendetwas stimmt da nicht!“.

Der Commander beobachtete misstrauisch das Geschehen in dem Aufwachraum. Aber auch bei dem Doppelgänger von Cherry zeigten sich alle Funktionen außer der geringen Gehirnaktivität und fast leblos wirkenden Augen.

Jetzt kam Dr. Franc zu seinem „Double“. Dr. Frey, die mit Hilfe der Gesundheitschips auf ihrem PC den Zustand aller im OP überwachte, bemerkte bei Dr. Franc einen leichten Anstieg der Kurve für die Herztätigkeit. Dr. Franc atmete einmal kurz durch, dann wiederholte er die gleiche Prozedur wie bei den beiden vorher. Der Doppelgänger schlug die Augen auf. Dr. Franc erschrak ein wenig. Wieder verriet der Peak auf dem PC-Bildschirm seine Anspannung, aber er fasste sich sofort und sprach mit seinem Doppelgänger. „Hallo, mein Name ist Dr. Franc. Wie geht es Ihnen?“ Der andere schien die Ähnlichkeit nicht zu bemerken und antwortete genauso einsilbig wie die anderen mit „Gut!“. „Soll ich Ihnen aufhelfen?“ „Ja.“

Da plötzlich, als Dr. Franc den Arm seines Doppelgängers berührte, fing der Lebensfunktionsscanner an, laut zu piepen. Der Parameter für Herztätigkeit schlug bis zum Anschlag aus. Gleichzeitig bäumte sich der Körper des zweiten Dr. Franc kurz auf, dann fiel er rückwärts in den Behälter zurück und der Körper zerbröselte vor den entsetzten Augen aller in Sekunden zu Staub.

Von Ralf

2 Gedanke zu “Mediziner im Weltall – 3. Kapitel”

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.