Der Film Fanboys lief wohl nur ganz kurz in den Kinos. Bei uns hier im hohen Norden meines Wissens überhaupt nicht. Doch es gibt ihn auf Bluray und DVD und man sollte sich ihn als SF-Fan ruhig mal ansehen.
Der Vorspann beginnt wie ein klassischer Star-Wars-Film. Episode VII wird angekündigt. „In einer Zeit des Bürgerkriegs. Vergiss es. Es gibt keinen Bürgerkrieg. Eine dunkle Zeit für Star-Wars-Fans, aber es gibt Hoffnung. Am Horizont gibt es eine neue Folge.“



Die drei waschechten Star-Wars-Fans Windows, Hutch und Linus stürmen verkleidet als Sturmtruppen und Darth Vader eine Halloween-Party. Dort treffen sie einen weiteren, weiblichen Fan. Es sind wahre Hardcore-Fans und sie kennen jedes Detail, jeden Dialog aller Folgen. Sie können es kaum erwarten, dass der nächste Film – Episode I – in die Kinos kommt. (Wirklich! Man muss wissen, dass zuerst die Teile vier bis sechs und dann erst die Episoden eins bis drei produziert worden sind. Die geplanten Teile sieben bis neun gibt es dafür nicht. Ziemlich strange, ist aber so.) Ein vierter Freund Eric hat sich in letzter Zeit nicht blicken lassen und scheint nicht mehr richtig dazu gehören zu wollen. Es ist zwangsweise durch seinen Vater – wie es im fannischen Slang heißt – GAFIA (Gone Away From It All) geworden.

Naja, dachte ich, ein weiterer Film aus der Reihe der High-School-, „Wir-versuchen-krampfhaft-lustig- zu-sein“-Filmen, der in einer amerikanischen Kleinstadt spielt, nur halt mit ein wenig SF-Ambiente. Ich mag diese Filme überhaupt nicht und finde sie nicht lustig. Auch keine nackten Kanonen oder amerikanische Apfelkuchen und schon gar nicht die verkrampften Film-Parodien mit einem Witzniveau, das meist weit unter der Gürtellinie angesiedelt ist.

Doch „Fanboys“ versucht nicht lustig zu sein, der Film ist wirklich lustig. Die Jungs sind echte Nerds und leben das aus. Sie haben sich eine eigene kleine Welt aufgebaut, in denen sie ganz gut zurechtkommen, sehen aber durchaus, dass das nicht das ganze wahre Leben ist.

Bei Linus, einem der Jungs, stellt sich heraus, dass er schwer krank ist. Und so kommen die vier Freunde auf die wahnwitzige Idee, quer durch Amerika zu fahren, um auf der Skywalker-Ranch von Star-Wars-Macher George Lucas Linus die Möglichkeit zu geben, den neuen Film vorab zu sehen, denn er wird den Kinostart wohl nicht mehr erleben. Damit hat die etwas verrückten Fans die ernste Realität eingeholt.

Und so beginnt eine Quest, ein Roadmovie, wie es zwar schon viele gegeben hat, aber halt noch keinen mit Star Wars bzw. Science Fiction Hintergrund. Vieles erinnert an „Blues Brothers“, meinem absoluten Lieblingsfilm: Der Van von Hutch ist dem Blues-Mobil gleichzusetzen, wobei er gleichzeitig den Millennium Falcon, das Raumschiff von Han Solo parodiert. Die verfolgenden Trekkies sind vielleicht die „Good Ol‘ Boys“, vielleicht, wenn man es böser mag, auch die Neo-Nazis(?). Die Schwulen-Kneipe ist Bob‘s Country Bunker bei den Blues Brothers und gleichzeitig die Raumfahrerkneipe aus Star Wars.

Klar, vieles wird dem Zuschauer nur auffallen, wenn er die Filme um Luke Skywalker, Prinzessin Lea, Han Solo und den bösen Darth Vader mindestens einmal gesehen hat. Die verwendeten Sounds zum Beispiel gleichen sich. Eric Bottlers Vater gleicht Darth Vader, der seinen Sohn auf die dunkle Seite des Gebrauchtwagenhandels ziehen will. Und in George Lucas Haus gibt es hier im Film eine Müllpresse, in die die Helden geraten, genau wie bei Star Wars, nur dass ihnen bei „Fanboys“ nicht durch den Roboter R2D2 aus der Patsche geholfen wird, sondern sie normal durch den gekennzeichneten Ausgang die Presse verlassen.

Schließlich holt Zoe, die Freundin vom Anfang des Films die Helden aus dem Gefängnis. (In vielen Roadmovies gibt es eine Gefängnis-Szene). Sie ist zwar auch Fan, steht aber besser im Leben, ist eben eine Frau. Zoe ist als Figur ein Spiegel im Spiegel im Spiegel. Diese Figur ist hier im Film das Pendant zu Prinzessin Lea, bei Star Wars gespielt von Carrie Fisher. Carrie Fisher nun spielt als Gast in „Fanboys“ eine Ärztin und ebenso spielt sie in „Blues Brothers“ die sitzengelassene, schießwütige Verlobte von Jake Blues.

Das Ganze geht soweit, dass sogar Textpassagen übernommen worden sind. „I love you“ gesteht der kranke Linus im Krankenhaus der Ärztin (Carrie Fisher) und die antwortet wie Prinzessin Lea in Star Wars: „I know“.

Damit kann der Film auf mehrere Ebenen gesehen werden. Für den „normalen“ SF-Konsumenten wird nicht nur aus Star Wars, sondern auch aus Star Trek, Buffy und einigen anderen Filmen des phantastischen Genres zitiert. Auf dieser Ebene gibt es halt Lichtschwerter, Kostüme, den Roboter R2D2 auf dem Dach des Vans und vieles mehr, was sofort und augenscheinlich erkannt werden kann. Der allgemeine Filmliebhaber findet darüber hinaus Zitate auf Blues Brothers und andere Filme. Und schließlich der Star Wars Fan wird viele viele Anspielungen auf die sechs „Krieg der Sterne“ Filme suchen und stellenweise ganz subtil fündig werden. (Dafür muss er sich den Film aber wohl öfters als einmal ansehen, um alles zu finden…)

Der Film nimmt sich nicht ganz ernst, gleitet aber niemals in billigen Klamauk ab. Ok, es gibt Szenen in einer Schwulen-Bar, aber der Humor ist dezent und noch wirklich als Humor zu erkennen. Die „Feindschaft“ der Trekkies zu den Star-Wars-Fans wird zum Beispiel mit einem Augenzwinkern beschrieben. Der Gastauftritt von Carrie Fisher ist großartig und erinnert an Spock in Star Trek XI. Der Auftritt vom alten William Shatner in „Fanboys“ passt ebenfalls sehr gut, besser wahrscheinlich als hätte er eine Szene im aktuellen Star Trek gespielt.

Der Film macht wirklich Spaß und ich denke einmal, dass er den Vorteil hat, dass sich jeder seinen Teil und seine Sichtweise herauspicken kann.

Ich habe mir „Fanboy“ auf Englisch ansehen können. (Michael Haitel hat Recht: Einige Schauspieler nuscheln stellenweise ein ziemlich amerikanisches Idiom). Der Film kommt Ende Juli in die deutschen Kinos und ich hoffe inständig, dass der intelligente Humor und der Wortwitz nicht durch eine schlechte deutsche Synchronisation verloren gehen.

Dem Film Fanboys [Blu-ray] sind viele Zuschauer zu wünschen, die sich dann hoffentlich genauso amüsieren wie ich es getan habe.

Von Ralf

Ein Gedanke zu “Fanboys – Ein Film für SF-Fans”

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