Die drei SonnenDie drei Sonnen von Cixin Liu. Heyne Verlag (12. Dezember 2016). 592 Seiten. ISBN: 978-3453317161
Der Roman beginnt während der chinesischen Kulturrevolution. Die Politik bestimmt nun den Fortschritt und bestimmt auch die Richtung in der Wissenschaft. Doch die Kader wissen, dass ohne Wissenschaftler und Ingenieure der Fortschritt stocken wird. Technische Errungenschaften werden benötigt, um gegen den Kapitalismus zu bestehen. Und so wird die Forschungsstation „Rotes Ufer“ ins Leben gerufen, um den Klassenfeind zu observieren und effiziente Waffen zu entwickeln. Dem System eigentlich unliebsame Menschen werden benötigt, denn mit den politisch Korrekten allein kann der Kampf nicht fortgesetzt werden. Die Astrophysikerin Ye Wenjie arbeitet in dieser Forschungsstation. Ihr Vater war ein Opfer der Revolution und damit durfte sie nur noch Hilfsarbeiten leisten. Doch ihre Fähigkeiten und ihr Intellekt verhelfen ihr wieder, ihre Forschungen weiter zu betreiben. Mehr durch einen Zufall bekommt sie Kontakt zu einer intelligenten Spezies aus einem benachbarten Sonnensystem. Dieser Kontakt bestimmt das Schicksal der gesamten menschlichen Zivilisation.
Ein zweiter Handlungsstrang, dessen Sinn sich dem Leser erst im Laufe der Zeit erschließt, beschreibt das fortgeschrittene Computerspiel „Three Body“, das die Welt der Trisolarier beschreibt. Eben jener Zivilisation, die Kontakt mit der Menschheit aufgenommen hat. Deren Planet hat drei Sonnen. Durch die komplexen Bahnen um diese Sonnen werden die dort entstehenden Zivilisationen immer wieder zerstört. Die Einwohner versuchen, die Läufe zu berechnen und die Konstellationen vorherzusagen, doch das ist nahezu unmöglich, da das Dreikörperproblem nicht mathematisch lösbar, sondern man sich dem Ergebnis nur nähern kann. Die Spieler kommen auf höhere Level, wenn sie verlässlichere Vorhersagen als andere machen können.
Cixin Liu hat in diesem Roman einige neue Ideen entwickelt, die er spannend zu erzählen weiß. Vergangenheit und Zukunft, reale Geschehnisse und fiktive Ideen werden zu einem lesenswerten Stoff verwoben. Hat der Leser den Einstieg in das Buch gefunden und läßt er sich auf die Geschichte ein, eröffnet sich ihm eine schöne Bühne von Sense of Wonder.
Hauptthema ist der Kontakt zweier Zivilisationen, die Gemeinsamkeiten haben, aber dennoch sehr unterschiedlich sind. Die Erde erscheint den Trisolariern wie das Paradies. Moralisch machen sie sich keine Gedanken, ob es rechtens ist, dies in Besitz zu nehmen. Wer hat uns Menschen denn überhaupt vermittelt, dass andere Zivilisationen im All immer nur unser Bestes wollen?
Dieser Roman ist allein dadurch schon lesenswert, dass der Autor aus einem völlig anderen Kulturkreis stammt, um damit zu sehen, wie Science-Fiction außerhalb des stark angloamerikanischen geprägten Genres funktionieren kann. In der deutschen Ausgabe gibt es neben einem Nachwort des Autors noch Erläuterungen zu Schreibweisen und der Aussprache von Namen und Begriffen. In den Anmerkungen werden noch Hintergrundinformationen zu den realen Ereignissen geliefert.
Man darf auf den zweiten Teil gespannt sein.

Von Ralf

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