Gaiman_Der_Ozean.inddDer Ozean am Ende der Straße von Neil Gaiman. 240 Seiten. Eichborn Verlag 2014. ISBN: 978-3847905790

Der Protagonist nutzt die Zeit nach einer Beerdigung in der alten Heimat, um die Plätze seiner Kindheit noch einmal zu besuchen. Die Hempstock-Farm in der Nachbarschaft seines Elternhauses gibt es noch und auch den Teich, den die junge Lettie Hempstock damals als Ozean bezeichnet hat, obwohl es doch nur ein kleines Gewässer ist. In dieser Umgebung kehren die verschütteten Erinnerungen an die damalige Zeit zurück. Die Erlebnisse in dieser Kindheit scheinen alle normal zu sein und in eben diese Zeit des Erwachens der eigenen Persönlichkeit und der Wahrnehmung als Junge zu passen. Doch mit einem Untermieter, der das elterliche Auto stiehlt und sich damit umbringt, scheint sie bekannte Realität zur Seite zu springen und es geschehen Dinge, die ein rationaler Mensch so nicht glauben würde. Die Hempstock-Frauen aus drei Generationen werden zu Freunden des jungen Ich-Erzählers und diese haben so eine ganz andere Sicht auf die Welt als der Junge selbst oder dessen Eltern. Der Junge gerät in einen Strudel von fantastischen Ereignissen, die jenseits der uns bekannten Welt angesiedelt sind. Aber ist das alles wirklich real oder nur seine Phantasie? Neil Gaiman löst dies nicht endgültig auf, sondern entlässt den Protagonisten nach all den Kindheitserinnerungen wieder in die reale Welt.

Dem Autor gelingt es, den Leser mit auf die Reise in die Vergangenheit zu nehmen und dies ohne Brüche oder große Erläuterungen. Der Leser akzeptiert die geheimnisvollen und bisweilen unheimlichen Erlebnisse und hat den gleichen Wissens- und Erlebnisstand wie der Protagonist. Dies ist das Besondere am Roman: Es wird nicht viel erklärt und erläutert, sondern es wird erzählt und zwar mit einer ungeheuren Eindringlichkeit. Leser und Protagonist werden und sind eins und dies ist eine besondere Gabe von nur wenigen Schriftstellern.

„Der Ozean am Ende der Straße“ ist damit ein wirklich lesenswertes Buch, das mit seinen verschiedenen Facetten alle Leser in den Bann ziehen wird. Neil Gaiman gelingt es aber, dass diese Erzählung beim Zuklappen des Buches keine Leere hinterlässt, sondern das Gefühl, beteiligt gewesen zu sein. Das macht den Roman noch einmal wertvoller.

Von Ralf

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